Unser Weihnachtsfest steht da also schon fast vor der Türe und irgendwie laufe ich zur Höchstform auf. Also es ist eher eine Mischung zwischen gutgelaunter Hyperaktivität in der ich in kürzester Zeit irre viel schaffe, gepaart mit kleinen katatonischen Überforderungsweltuntergängen. Also eigentlich alles wie immer 😉
Aber ich merke daß ich wirklich immer besser darin werde, die großen Dramen zu vermeiden bzw. erheblich zu verkürzen. Das mache ich einfach nur dadurch, daß ich immer mehr bin was ich bin und nicht mehr versuche gegen meine Natur anzukämpfen. Mein Körper weiß anscheinend supergut was er grade so braucht und die einzige Aufgabe besteht darin, einfach mal drauf zu hören und ihm zu geben was er fordert. Zum Dank dafür bekomme ich im Gegenzug dann auch ein paar mehr Freiheiten, Dinge zu tun die mich sonst überfordert haben. Coole Sache eigentlich…
Zusätzlich nutze ich einige ganz spezielle Dinge von denen ich rausgefunden habe, daß sie mir in den verschiedensten Situationen guttun.
Als allererstes steht da mal meine Musik. Seie es laut im Auto, auf Kopfhörern etc.
Und ich merke derzeit stark, daß ich mich viele Jahre musikalisch sehr den anderen Menschen um mich herum etwas angepaßt habe. Mir gefällt ja auch, was sie hören. Aber es ist nicht MEINS. Und so hab ich oft auch alleine DEREN Musik gehört. Wie doof bin ich eigentlich? Naja, Problem erkannt- Problem gebannt. Seit ich mir nun ganz massiv das gebe, was wirklich ganz tief in mein Herz dringen kann, geht es mir merklich besser. „Meine Musik“ scheint ein ganz tolles Allerheilmittel zu sein.
Dann habe ich gelernt, auch mal nein zu sagen zu den kleinen spontanen Einladungen der Nachbarn die ich echt gerne habe und gebe mir ganz gezielt mehr Ruhe alleine zu Hause, gerne auch mal im Dunkeln vor Laptop und TV ohne Ton. Ich hab immer gedacht, mir hilft es unter Menschen zu sein, wenn es mir schlecht geht. Ich bin ja eigentlich auch supergerne unter Menschen. Daher hab ich mich ständig heillos überfordert. Wo ich dazu komme daß ich auch in Gedanken meine Mitmenschen und meinen Freundeskreis nochmal genauer unter die Lupe genommen habe. Wer sind eigentlich meine wahren Freunde, wer steht an meiner Seite und wer nicht. Wer ist nur nett zu mir, weil er davon irgendwie profitiert. Wer sind meine Energievampire und wer spendet mir welche. Dabei habe ich erkannt, daß der Kontakt mit Menschen die wirklich ähnlich ticken wie ich manchmal überhaupt nicht anstrengend ist. Im Gegenteil. Ich wünschte mir manchmal mehr Menschen davon, denn gefühlt kann ich mit denen nächtelang sitzen und reden, lachen, Spaß haben ohne daß ich überlegen muß was ich wann eigentlich zu welchem Thema sagen könnte oder ohne daß es irgendwann stockt und langweilig wird. Das rutscht einfach irgendwie. Ich habe mir vorgenommen grade den Kontakt zu diesen Menschen zu intensivieren und auch neue zu finden und in Menschen die mir nicht so gut tun (egal wie nett diese sind) weniger Zeit zu investieren.
Ach ja, etwas das mir immer gut tut ist das Internet und mein Handy. Ich wünschte mir daß man nicht immer doof angeschaut werden würde wenn man in sozialen Situationen ständig aufs Handy starrt. Mir hilft das irgendwie, um mich zu konzentrieren. Es gibt soviele Gedanken und Fragestellungen am Tag, die man damit perfekt sofort lösen kann. Somit vermeide ich ein Anhäufen von Dingen die ich noch erledigen, bedenken oder lösen muß. Ich vergess doch immer soviel und Dinge sofort nachzugucken ist etwas das ich nicht mehr missen mag. Ansonsten spiele ich auch gerne zum Stressabbau Ingress und verbringe manchmal viele Stunden damit von Portal zu Portal zu reisen um die Weltherrschaft an mich zu reißen 😉
Leider vermag ich zu spüren wie sehr das andere hassen wenn ich auch nur mein Handy in der Hand habe und dieser Hass ist oftmals schwerer zu ertragen, als ohne mein kleines Hilfsmittel durch den Alltag zu gehen.
Ich wünschte mir manchmal Freunde und Familie die das nicht stört und die wissen daß ich umso mehr bei ihnen bin, je mehr es den Anschein hat daß ich nicht zuhöre.
Ach ja, das Problem hatt Herr Anders auch und ich kenne auch die andere Seite wie doof es sich anfühlen kann wenn man aus seiner Sicht anscheinend nicht beachtet wird. Herr Anders starrt auch bevorzugt in TV, Zeitungen, PC sobald ich etwas erzähle was mir wichtig ist. Ich habe mich jahrelang zurückgesetzt gefühlt, weil ich gelernt habe daß Menschen das tun wenn es ihnen egal ist was der andere sagt. Zumindest war es in meinem Umfeld unter NTs auch immer so. Interesse= angucken, interessiert folgen usw. Desinteresse= weggucken und sich mit etwas anderem beschäftigen. Mir hat das oft sehr zugesetzt und mein nicht grade prachtvolles Selbstwertgefühl lag jedesmal am Boden. Dabei mach ich das ja sogar selber so. Auf jeden Fall hat er es mir vor kurzem mal erklärt daß er mir am allerbesten folgen kann, wenn parallel der TV läuft oder er zB. ins Feuer starren kann. Naja, fortan machen wir halt unsere wichtigen Gespräche vor laufendem TV. Das können wir dann beide am allerbesten.
Ich habe eine Bitte an euch da draußen, SAGT den Menschen wie ihr funktioniert und fragt auch mal nach warum sie etwas tun was euch seltsam vorkommt. erzählt, was euch gut tut, was schwierig ist und warum ihr dieses oder jenes tut. Egal ob NT oder Autist. Erklärt euch eure Welten. Es tickt ja sowieso jeder anders und jeder kann das Verhalten anderer erstmal nur aufgrund eigener Erfahrungen deuten. Außerdem ist es irre spannend, zu hören wie unterschiedlich Dinge wahrgenommen und interpretiert werden.