Mißverständnisse

Mit meinem letzten Beitrag habe ich massenweise superliebe Mitleidsbekundungen erhascht. Viele Menschen wollten mir ein Ohr leihen für meine Sorgen, litten mit mir mit, machten Ratschläge.
Danke dafür!
Aber es geht mir blendend! Ich bin vielleicht genervt von all diesen Dingen über die ich schrieb, ich verzweifle manchmal auch an meiner eigenen Hilflosigkeit, an der Unbelehrbarkeit im Außen und daß selbst beste Freunde und Seelenmenschen es nicht kapieren und was weiß ich nicht noch alles. Aber ich leide nicht darunter. Ich hasse vielleicht Einsamkeit im Geiste, aber ich habe mich damit abgefunden und auch da leide ich nicht. Ich bin inzwischen soweit mich mit dem IST abgefunden zu haben und mit mir alleine glücklich zu sein. Ich finde Dinge vielleicht doof, aber treffen tun sie mich nicht mehr. Also alles schick mit mir!

Tja, da ist es wieder, mein Problem. Ich kann mich irgendwie sprachlich/schriftlich nie korrekt genug ausdrücken daß alles ankommt weil Sprache einfach nicht meine Sprache ist. Sang da nicht mal jemand was von wenn Worte meine Sprache wären? Das klingelt mir immerzu in den Ohren in letzter Zeit.
Worte sind nicht meine Sprache, waren es nie und werden es nie sein.
Ich spreche wie jemand der vielleicht grade erst eine Fremdsprache gelernt hat und nun versucht mit seinem Grundlagenwissen komplizierte Texte über sein Inneres in dieser neu erlernten Sprache mit begrenztem Vokabular zu verfassen. Bleibt bei jeder Kommunikation schon generell viel auf der Strecke, bleibt es bei mir fast zu 80% oder mehr. Schreiben geht durchaus schon mal besser als sprechen, aber gut und passend ist das auch noch lange nicht.
Ich sags ja immer, erfinde doch mal einer den Hirnport. Einfach einstöpseln und alles ist klar im Miteinander. Kurz mal das Hirn des anderen lesen oder das eigene auslesen lassen. Das wär mal was…

Todesblicke durch Sympathie oder schaun wir mal…

Immer wieder treffe ich auf Menschen die auf der einen Seite total toll das erfüllen was ich schon immer gesucht habe und auf der anderen Seite selber nach etwas suchen was ich vielleicht nicht geben kann. Ein großes Problem meinerseits ist vor allem die Kommunikation. Es gibt ein Innen und ein Außen bei mir und beide stehen überhaupt nicht gut miteinander im Kontakt. Leider hat nur das Außen irgendwelche halbwegs passablen Kommunikationsfähigkeiten als eine Art Sprachrohr, leider aber keinen Kontakt zum Innen. Tja und das Innen bin eigentlich ich und das hätte ich auch gerne mehr gezeigt.

Wobei, so richtig gut kommunizieren kann das Außending auch nicht. Es hat so halbwegs gelernt Worte zu bilden, ist dabei aber nicht sonderlich zielsicher und vielschichtig und redet nur so platt daher. Aber es reicht um nicht aufzufliegen. Wenn es aber dann Richtung nonverbale Kommunikation geht, wirds dann noch kniffeliger. Ich kann einfach nicht passend „gucken“. Gehts mir so richtig scheiße wird mir ständig gesagt wie gut und erholt ich wohl aussähe. Geht es mir blendend und ich könnte die ganze Welt umarmen fragt man mich was denn bloß passiert seie. Freue ich mich sehr jemanden zu sehen, gucke ich wohl recht abweisend und desinteressiert.  Finde ich jemanden sehr blöd, sehe ich aus als würde ich ihn freundlich anstrahlen und ihn auffordern mir seine Lebensgeschichte und intimsten Geheimnisse anzuvertrauen. Ich habe wirklich keinerlei Einfluß auf den Kram und so langsam wundert mich nichts mehr, warum in meinem Leben immer nur die falschen Menschen auf mich reagieren und die richtigen flüchten. Was hab ich in meinem Leben schon alles getan um gucken zu üben. Jetzt mit 35 Jahren hab ich es aufgegeben, mich damit zu quälen etwas zu schaffen was mir einfach nicht gelingen will. Schließlich renne ich nicht täglich mit nem Spiegel durch die Gegend um zu kontrollieren ob das Gesicht grade paßt. Dann guck ich halt wie ne Grummeltante wenn ich happy bin und gucke fröhlich wenn was nicht stimmt. Mehr als es den engeren Menschen genau so zu erklären kann ich nicht tun.

Aber wenn es um das kennenlernen fremder Menschen geht, ist das echt schon mega hinderlich. Ich kann nämlich so richtig blöd und desinteressiert gucken wenn ich arges Interesse am Gegenüber habe und verscheuche all die wirklich guten Menschen. Wie oft höre ich daß ich wie eine arrogante, kaltschultrige, abweisende, knallharte, böse Doofschnepfenart habe. Die mir sehr sympathischen Menschen flüchten regelrecht vor mir. Das tut mir doch sehr weh und macht mich sehr einsam, denn bin ich eigentlich voll das Gegenteil von alledem was ich ausstrahle und hasse solche Menschen die so sind wie ich wirke.

Also wenn sie mich mal treffen sollten und ich gucke ganz fies, laden sie mich doch einfach mal zu nem Kaffee ein. Ich finde sie garantiert supersympathisch und bin auch ne ganz friedliche Nette. Ich stell das mit dem Todesblick den ich auf sie werfe dann schon klar, wenn mein trampeliges Außenmundwerkzeug die passenden Worte dafür findet.

Ansonsten, einfach kurz mal im Hirn einstöpseln zum schnacken.

Shutdown

Es war mal wieder soweit, ein Zusammenbruch der exquisiten Sorte, den ich früher nichtmal als solchen erkannt hätte. Heute wußte ich in jedem Moment was passiert ist und was jeweils schuld daran war, ändern und verhindern konnte ich ihn dennoch nicht. Ich war auf einer Party. Eine laute verrückte Geburtstagsparty meiner besten Freunde in Berlin. Alle Menschen die dort waren kenne ich, wir fahren sogar oft zusammen auf Festivals. Ich mag alle sehr gerne, sie sind alle herrlich bekloppt und auch irgendwie anders. Wir haben getrunken, getanzt und gelacht. Es hätte alles so perfekt sein können. Aber mein Bauchgefühl war ne Woche vorher schon ein schlechtes und ich habe oft überlegt nicht hinzufahren. Ich hatte allerdings keinen konkreten Grund es nicht zu tun. Ich wußte worauf ich mich einlasse und habe mich bewußt dafür entschieden und es war mal wieder die falsche Entscheidung. Quasi eine Story aus dem nerverending Buch „Frau Anders versucht´s mal wieder mit dem Normalsein und scheitert kläglich in 1000 Akten“

Ich hatte echt gute Laune, war zufrieden, ausgeschlafen und halbwegs entspannt, ich freute mich über jeden einzelnen der da war. Super Vorraussetzungen eigentlich um Spaß zu haben. Ich habe mich auch sehr bemüht Spaß zu haben. Ich habe getanzt, mich unterhalten und dummerweise mal wieder getrunken. Das machte mich blind für den Punkt an dem ich hätte aussteigen sollen. Ich habe ihn dennoch gespürt und einfach mal ignoriert. Ich wollte doch dazugehören und wollte auch soviel Spaß haben wie „DIE“. Irgendwann stellte ich noch fest, daß dieses Zusammengehörigkeitsgefühl und dieses Gefühl wie nett wir und alle finden total falsch ist. Denn niemand redete mit mir. Also wirklich niemand! Ich konnte plötzlich sehen was passiert war. Eine Frau Anders die krampfhaft versuchte wie „DIE“ zu sein und sich dabei wahrscheinlich total zum Löffel machte. Was hab ich mir Mühe gegeben. Ich gebe mir ständig so irre viel Mühe, das kann schon gar nicht mehr wahr sein. Aber es gab für die anderen nur eine Frau Anders die all die anderen völlig verwirrte und verstörte, weil ich verwirrt und verstört war wahrscheinlich. Was danach passierte weiß ich mal wieder nicht. Ich erinnere mich noch daran mich krampfhaft am Handy festgehalten zu haben und den Kram auf Twitter niederzuschreiben und meinen Mann zu befragen was ich eigentlich falsch mache, daß sogar die engsten Freunde nicht mal mit mir reden wenn ich neben ihnen sitze. Dann kam der Shutdown. Ich glaube den hat mal wieder niemand bemerkt. Ich vermute, daß ich im Shutdown tatsächlich noch irgendwie rede, gehe und normale Dinge tue. Denn der Abend war noch länger und aus Erzählungen hinterher weiß ich daß noch vieles passiert ist, wo ich anscheinend anwesend war. Ja, ich war alkoholisiert und alle anderen auch. Aber ich war wohl nicht sonderlich auffällig, daß mir hinterher irgendwer etwas zugeraunt hätte was denn los gewesen wäre. Auch mein Mann hat nichts gesagt und ich traue mich einfach nicht, ihn zu fragen. Ich schäme mich so schrecklich weil ich nicht weiß was passiert ist. Weil sicher jeder meint daß ich mich zulaufen lassen habe bis zum get no. Mal wieder… Und ich weiß nicht was wahr ist…

SCHAM

immer on

Mein ganzes Leben scheint sich irgendwie digital und online abzuspielen und es fällt mir erst heute so richtig auf, welchen Umfang das alles genommen hat. Es betrifft quasi jeden Teilbereich meines Lebens.

Ich pflege inzwischen mehr virtuelle Freundschaften als im Real life, ich twittere/whatsappe/whatever statt zu telefonieren, ich verabrede mich mit Freunden über das Internet, ich blogge statt Tagebuch zu führen, ich koche nach Rezepten aus dem Netz, ich schreibe die Rechnungen meiner Firma auf dem Handy, mein gesamter Geldverkehr geschieht online, ich shoppe eigentlich alles im Netz, ich lese mich schlau sobald eine Frage aufkommt, ich lasse meinen Fahrtrouten planen, führe to do Listen und überhaupt Listen aller Art, kaufe Briefmarken, bestelle Pizza, lese Einkaufsprospekte, dokumentiere meinen Spritverbrauch und meine Fahrten, ich höre Internetradio, gucke Filme, lese Bücher, verbringe sogar meine Freizeit wie geocachen oder Ingresspielen inzwischen online.

Und wißt ihr was?

Ich finde es großartig!!!

Die Sache mit den geplanten Verabredungen

Was das planen von Verabredungen angeht, hab ich glaub ich das irgendwie besser gelernt damit umzugehen als mein autistischer Mann.
Jedesmal quatscht er Freunde so nebenbei zB. auf ner Party an um zu sagen daß er in einem dreiviertel Jahr (auf jedenfall irgendwann weit in der Zukunft) zu irgendwas tollem einladen möchte. Wenn die dann sagen „hey, tolle Idee. Da komme ich gerne“ geht er für immer und ewig davon aus daß diese Menschen sich eingeladen fühlen und dann auch einfach da sind wenn es soweit ist. Oder daß unsere Freunde doch wissen daß er immer dann und dann zu etwas einlädt, weil sie ja schon öfter dabei waren daß die sich das merken. Diese Menschen werden also nie wieder darauf angesprochen und mein armer Mann hockt oft alleine auf seinem tollen Event, voller Hoffnung daß ganz bestimmt noch jemand kommt. Das ist für mich immer sehr schwer zu ertragen, wenn er hinterher alleine und traurig da hockt und nicht versteht was eigentlich falsch gelaufen ist. Noch schwerer ertrage ich es, wenn ich mal wieder versuche es ihm zu erklären daß er vielleicht nen Monat vorher nochmal Bescheid geben sollte und ihn nach gegenseitiger Absprache sogar daran erinnere daß es endlich mal soweit seie zum offiziellen einladen und er es einfach nie tut.
Naja, es steht mal wieder so ein Event vor der Türe auf das auch ich mich sehr freue und ich habe heute mal alle unsere Freunde angeschrieben und eingeladen.

Denk, denk, denk…

Wir haben jetzt noch 2 Tage kinderfrei, weil das Tochterkind mit den Großeltern Urlaub auf Rügen macht. Heute werde wir nach langem mal wieder weggehen. Wir gehen auf eine unserer alten Lieblingsparties in Hamburg. Wir waren früher wirklich das komplette Wochenende immer in irgendwelchen finsteren Clubs unterwegs. Wir werden ausgerechnet heute auf die eine Party gehen können, die nur selten stattfindet und auf der sich alle Menschen treffen die sonst eher lebensbedingt weniger weggehen. Quasi unseren kompletten alten Freundeskreis. Einige davon inzwischen Sesselpuper, andere immer noch jeden Abend weggehend um das Leben zu feiern. Wirklich alle werden da sein. Das ist wie ein Klassentreffen mit alten lieben Wegbegleitern bei guter Musik und lecker Bierchen.

Nur wer wird da heute eigentlich für mich hingehen? Die alte Frau Anders gibts nicht mehr und die neue hat keine Lust mehr dazu die alte zu spielen, weil das sicher alle erwarten werden. Das ist ja wie Fasching. Ich habe beschlossen so wenig wie möglich in meine alten Rollen zu verfallen, auch wenn das ob des Umfeldes sehr schwer sein wird. Ich werde als allererstes nur Wasser trinken, um eine mögliche Überforderung so schnell als möglich mitzubekommen um passend reagieren zu können. Ich habe mir vorgenommen, ein völlig überflüssiges Social Network das es nur noch in der Vergangenheit gibt dort nicht mehr als nötig zu pflegen und lieber mehr die gute Musik zu genießen. Ist auch besser für die Wampe. Ich werde nicht meine alten Gruftiklamotten die im Schrank verkümmern auftragen, sondern das wählen in dem ich mich wohlfühle und ich muß mir ganz dringend etwas überlegen gegen den drohenden Overload von trüben Gedanken, Abschiedsschmerz und äußeren Reizen. So wie ich mir das jetzt vorstelle werd ich irgendwann heulend und voller seltsamer dunkler Gefühle in einer dunklen Ecke sitzen, während sich mein Mann ganz prächtig amüsiert und nicht gehen möchte weil alles ja sooooo toll ist. Der liebt ja im Gegensatz zu mir diese absolut oberflächlichen Sozialkontakte und suhlt sich förmlich darin. Endlich findet er Menschen denen er die immer wieder gleichen Geschichten erzählen kann und diese lauschen auch noch gespannt zu, weil sie sie evtl. noch nichtmal kennen. Wenn sie es nicht tun, merkt er es auch nicht  und labert einfach weiter alle tot. Mit Alkohol wird es noch schlimmer bei ihm und da ich ja heute fahren möchte, ahne ich schon wie es wird. Ich kenn ja meine Pappenheimer. Übrigens kann Herr Anders sehr sozialkompatibel wirken in oberflächlichen Gesellschaften. Je oberflächlicher, desto wohler fühlt er sich. Aber wehe es geht mal um ernste Themen oder tiefsinnige Gespräche zu zweit. Da kann er keine Minute folgen oder interessiert tun und schläft quasi auf der Stelle Shutdownmäßig ein. Bei mir ist es irgendwie andersherum. Ich drehe durch bei diesem oberflächlichen Getue. Menschen wollen mich umarmen die nichtmal meinen echten Namen kennen. Alle wollen begrüßt werden. Ich kann nicht smalltalken oder über belangloses reden. Da kann ich nicht mitmachen und nicht folgen, da schalte ich ab und bin nur noch körperlich anwesend. Gib mir aber nur eine Prise echten Tiefgang, idealerweise ein gutes Gespräch unter 4 Augen und ich bin zu 100% da und wach ohne je fertig zu sein. Leider ist der einzige Mensch mit dem ich auch auf Parties wunderbar Tiefgang leben kann heute nicht da.

Wird mir das denn heute Abend überhaupt Spaß bringen auf meiner eigentlich absoluten Lieblingsparty mit meinen Lieblingsmenschen aus meinem alten Leben um mich herum?

Na ich werde es mal beobachten und meine Schlüsse daraus ziehen. Vielleicht wird es auch ganz gut und ich denk mal wieder zuviel nach.

Also nachher auf ins Fundbüro. Falls ich morgen nichts schreibe, möchte ich dort bitte aus der dunklen Ecke hinten rechts abgeholt werden.

Reden

Ich vermisse am allermeisten Menschen mit denen ich über all das was grade so in mir passiert reden kann. Menschen die sich meinen Quark anhören, die mir Rückmeldungen geben oder eigene Dinge zu bewältigen haben oder einfach darüber sprechen was sie derzeit so beschäftigt.  All das tut mir nämlich verdammt gut. Aber ich habe einfach niemanden und es fehlt mir am allermeisten in meinem Leben. Einfach mal durch die Nacht zu spazieren und zu quatschen. Daß es soetwas geben kann habe ich schon oft im Leben erfahren dürfen. diese Menschen gibt es aber nicht mehr in meinem Leben und somit ist da einfach nichts mehr. Ich habe einen Menschen der mir näher steht als alle anderen. Das ist mein Mann. Der erfüllt wirklich alles, was ich mir so wünsche an einem Partner, nur reden kann er nicht. Er kann mir nicht eine einzige Minute folgen, geschweige denn darauf antworten oder selber etwas von sich erzählen. Er redet ÜBER Dinge. Wer wann was getan hat, was wir noch machen müssen, was auf Arbeit passiert ist. Aber miteinander reden über Dinge die uns beiden wichtig, ein Gespräch das sich beim sprechen entwickelt zu führen hat noch nie geklappt.

Inzwischen fehlt es mir so sehr, daß ich oftmals jeden der halbwegs redekompatibel scheint förmlich zulaber mit meinem Kram und oftmals damit auch heillos überfordere.

Nur mal so…

Unser Weihnachtsfest steht da also schon fast vor der Türe und irgendwie laufe ich zur Höchstform auf. Also es ist eher eine Mischung zwischen gutgelaunter Hyperaktivität in der ich in kürzester Zeit irre viel schaffe, gepaart mit kleinen katatonischen Überforderungsweltuntergängen. Also eigentlich alles wie immer 😉
Aber ich merke daß ich wirklich immer besser darin werde, die großen Dramen zu vermeiden bzw. erheblich zu verkürzen. Das mache ich einfach nur dadurch, daß ich immer mehr bin was ich bin und nicht mehr versuche gegen meine Natur anzukämpfen. Mein Körper weiß anscheinend supergut was er grade so braucht und die einzige Aufgabe besteht darin, einfach mal drauf zu hören und ihm zu geben was er fordert. Zum Dank dafür bekomme ich im Gegenzug dann auch ein paar mehr Freiheiten, Dinge zu tun die mich sonst überfordert haben. Coole Sache eigentlich…
Zusätzlich nutze ich einige ganz spezielle Dinge von denen ich rausgefunden habe, daß sie mir in den verschiedensten Situationen guttun.
Als allererstes steht da mal meine Musik. Seie es laut im Auto, auf Kopfhörern etc.
Und ich merke derzeit stark, daß ich mich viele Jahre musikalisch sehr den anderen Menschen um mich herum etwas angepaßt habe. Mir gefällt ja auch, was sie hören. Aber es ist nicht MEINS. Und so hab ich oft auch alleine DEREN Musik gehört. Wie doof bin ich eigentlich? Naja, Problem erkannt- Problem gebannt. Seit ich mir nun ganz massiv das gebe, was wirklich ganz tief in mein Herz dringen kann, geht es mir merklich besser. „Meine Musik“ scheint ein ganz tolles Allerheilmittel zu sein.
Dann habe ich gelernt, auch mal nein zu sagen zu den kleinen spontanen Einladungen der Nachbarn die ich echt gerne habe und gebe mir ganz gezielt mehr Ruhe alleine zu Hause, gerne auch mal im Dunkeln vor Laptop und TV ohne Ton. Ich hab immer gedacht, mir hilft es unter Menschen zu sein, wenn es mir schlecht geht. Ich bin ja eigentlich auch supergerne unter Menschen. Daher hab ich mich ständig heillos überfordert. Wo ich dazu komme daß ich auch in Gedanken meine Mitmenschen und meinen Freundeskreis nochmal genauer unter die Lupe genommen habe. Wer sind eigentlich meine wahren Freunde, wer steht an meiner Seite und wer nicht. Wer ist nur nett zu mir, weil er davon irgendwie profitiert. Wer sind meine Energievampire und wer spendet mir welche. Dabei habe ich erkannt, daß der Kontakt mit Menschen die wirklich ähnlich ticken wie ich manchmal überhaupt nicht anstrengend ist. Im Gegenteil. Ich wünschte mir manchmal mehr Menschen davon, denn gefühlt kann ich mit denen nächtelang sitzen und reden, lachen, Spaß haben ohne daß ich überlegen muß was ich wann eigentlich zu welchem Thema sagen könnte oder ohne daß es irgendwann stockt und langweilig wird. Das rutscht einfach irgendwie. Ich habe mir vorgenommen grade den Kontakt zu diesen Menschen zu intensivieren und auch neue zu finden und in Menschen die mir nicht so gut tun (egal wie nett diese sind) weniger Zeit zu investieren.
Ach ja, etwas das mir immer gut tut ist das Internet und mein Handy. Ich wünschte mir daß man nicht immer doof angeschaut werden würde wenn man in sozialen Situationen ständig aufs Handy starrt. Mir hilft das irgendwie, um mich zu konzentrieren. Es gibt soviele Gedanken und Fragestellungen am Tag, die man damit perfekt sofort lösen kann. Somit vermeide ich ein Anhäufen von Dingen die ich noch erledigen, bedenken oder lösen muß. Ich vergess doch immer soviel und Dinge sofort nachzugucken ist etwas das ich nicht mehr missen mag. Ansonsten spiele ich auch gerne zum Stressabbau Ingress und verbringe manchmal viele Stunden damit von Portal zu Portal zu reisen um die Weltherrschaft an mich zu reißen 😉
Leider vermag ich zu spüren wie sehr das andere hassen wenn ich auch nur mein Handy in der Hand habe und dieser Hass ist oftmals schwerer zu ertragen, als ohne mein kleines Hilfsmittel durch den Alltag zu gehen.
Ich wünschte mir manchmal Freunde und Familie die das nicht stört und die wissen daß ich umso mehr bei ihnen bin, je mehr es den Anschein hat daß ich nicht zuhöre.

Ach ja, das Problem hatt Herr Anders auch und ich kenne auch die andere Seite wie doof es sich anfühlen kann wenn man aus seiner Sicht anscheinend nicht beachtet wird. Herr Anders starrt auch bevorzugt in TV, Zeitungen, PC sobald ich etwas erzähle was mir wichtig ist. Ich habe mich jahrelang zurückgesetzt gefühlt, weil ich gelernt habe daß Menschen das tun wenn es ihnen egal ist was der andere sagt. Zumindest war es in meinem Umfeld unter NTs auch immer so. Interesse= angucken, interessiert folgen usw. Desinteresse= weggucken und sich mit etwas anderem beschäftigen. Mir hat das oft sehr zugesetzt und mein nicht grade prachtvolles Selbstwertgefühl lag jedesmal am Boden. Dabei mach ich das ja sogar selber so. Auf jeden Fall hat er es mir vor kurzem mal erklärt daß er mir am allerbesten folgen kann, wenn parallel der TV läuft oder er zB. ins Feuer starren kann. Naja, fortan machen wir halt unsere wichtigen Gespräche vor laufendem TV. Das können wir dann beide am allerbesten.

Ich habe eine Bitte an euch da draußen, SAGT den Menschen wie ihr funktioniert und fragt auch mal nach warum sie etwas tun was euch seltsam vorkommt. erzählt, was euch gut tut, was schwierig ist und warum ihr dieses oder jenes tut. Egal ob NT oder Autist. Erklärt euch eure Welten. Es tickt ja sowieso jeder anders und jeder kann das Verhalten anderer erstmal nur aufgrund eigener Erfahrungen deuten. Außerdem ist es irre spannend, zu hören wie unterschiedlich Dinge wahrgenommen und interpretiert werden.

Partnerschaftliches

So langsam lichtet sich auch in mir so einiges. Ich habe ja einen Mann, der ebenso Asperger ist. Aber halt gaaanz anders und wir gleichen uns permanent gegenseitig aus. Er liebt es zB. unter Menschen zu sein, solange es alles bei oberflächlichen Kontakten bleibt. Er merkt kaum, wenn er wen nervt oder alle schon gelangweilt gähnen, wenn er zum 195sten Mal die selbe Story erzählt. Merkt ja meist auch keiner wenn es immer mal andere Leute sind, die er zulabert. Er lächelt andere immerzu an (er hat nur diesen einen Gesichtsausdruck, aber das weiß ja keiner) und alle denken, der Herr Anders ist ja sooooo ein netter. Er ist ganz toll im Smalltalk und overloadet andererseits ganz schnell sobald ein ernstes Gespräch mit Tiefgang geführt wird. Sobald es ernster wird ist er weg. Ich bin genau andersherum. Ich bin durchaus auch sehr gerne unter Menschen, aber ich hasse Smalltalk und so lustige bunte Runden. Ich weiß nie was ich sagen soll, wann ich dran bin, verstehe Witzchen nicht, falle anderen immerzu ins Wort weil ich sonst vergesse was ich wichtiges sagen will und wenn ich was erzähle scheint es niemanden wirklich zu interesseren. Dazu die geballte Masse an wahrgenommenen Informationen all dieser Menschen die auf mich einströmt. Das ist echt superschwer für mich und ich schicke meinen Mann dann lieber vor ins Laberrennen und lächle stumm neben ihm vor mich hin und warte daß es endlich vorbei ist. Ab und zu bekommt er von mir einen Hinweis, was die anderen grade denken oder warum sie grade seltsam auf ihn reagieren und das wars. Ich bin in so bunten Runden quasi sein Korrektiv was neben ihm steht. Tiefsinnige Gespräche, am liebsten zu zweit hingegen schätze ich sehr und ich könnte mich stundenlang mit einem passenden anderen Menschen in allemöglichen Themen reinlabern. Dabei schläft mein Mann meist nach 1-2 Minuten entweder ein, beschäftigt sich mit was anderem oder geht weg und erfragt am nächsten Tag, obs was wichtiges gegeben hätte was er wissen müßte. Daher arbeiten wir grade daran, daß jeder seinen Freundeskreis für sich pflegt. Aber meist laden uns immer alle gemeinsam ein und einer von uns beiden stört dann immer als eine Art Spaßbremse oder Ignorant.

Das klingt erstmal nach einer tollen Gemeinschaft, wie man sich so gegenseitig hilft und unterstützt, aber es ist nicht immer einfach gemeinsam so miteinander zu leben. Wir helfen uns zwar gegenseitig im Leben klarzukommen, aber wenn ich zB. mal tiefsinnig mit ihm reden will ist es blöd, weil es nicht geht.Wenn er mal mit mir smalltalkt oder mich mitnimmt weil er sich mit Menschenmassen treffen will ist es ebenso doof. Wobei ich offensichtlich einen größeren Leidensdruck habe.

Worunter ich aktuell am meisten leide ist: Es scheint ihm in meiner Wahrnehmung völlig egal zu sein, daß ich jetzt herausgefunden habe daß ich wohl auch irgendwie Aspie bin. Mich beschäftigt das tagein und tagaus, ich will so gerne über so vieles mit jemandem reden, reflektieren, mein ganzes Leben ist irgendwie ein anderes, jegliche Sicht auf Dinge ist verändert und es ist im Moment ein derart wichtiges Thema für mich aber ihn interessiert das anscheinend überhaupt nicht. Kein erstauntes ooooh, oder glaub ich nicht oder hab ich ja gewußt oder sonstwie eine Reaktion, er hört mir nicht zu, fragt nicht nach und läßt mich völlig alleine damit stehen. Das tut richtig weh, denn er ist der Mensch der mir am allernächsten steht und der am allermeisten von mir weiß. Außerdem ist all das ja nun auch ein Thema was ihn ebenso betrifft. Aber ihm ist all sowas total egal und viel zu anstrengend, darüber überhaupt nachzudenken. Er denkt wenn dann immer nur in seinem eigenen Universum nur an sich und was er davon hat, was diese Information für ihn bedeutet usw.

Ich bin da irgendwie anders…

Herr Anders lernt kommunizieren und ich auch

Mein Mann kam heute von der Kommunikationsfortbildung wieder und hat etwas interessantes gesagt. Er war wirklich sehr bemüht, den Vorträgen zu folgen weil es ihn inhaltlich sehr interessierte. Dies schaffte er aber nicht, weil er nur 2 Minuten aktiv zuhören könnte ohne am Handy zu spielen, Kästchen auszumalen oder die Augen einfach zuzumachen und zu lauschen. Wenn er all dieses tun würde, hätte er ohne Probleme dem Gesagten folgen können.
Aber er hätte ja nun nicht die ganze Zeit in dem Vortrag in einem sitzenden Kreis am Handy spielen können, geschweige denn die Augen die ganze Zeit zumachen können.
Er habe schon nervös mit dem Stift herumgespielt vor lauter Not. Es gab ja nichtmal Kästchenpapier da. Ich habe ihm jetzt erstmal Zentangle gezeigt, dazu braucht es ja kein Kästchenpapier und was zum schreiben bekommt man ja meist immer. Ansonsten überlegen wir gesellschaftlich akzeptable Alternativen dazu um es ihm zu erleichtern.
Schließlich geht es ihm nicht nur bei Vorträgen so, sondern auch in Gesprächen mit mir und anderen. Ich habe mich früher immer total aufgeregt daß er dann ganz besonders in den PC oder TV starrte, wenn ich ihm mein Herz ausgeschüttet habe oder über wichtige Dinge reden wollte. In meiner Sprache heißt das ja, ich habe kein Interesse an dir und was du redest ist mir egal. Das war nicht grade förderlich für mein Selbstwertgefühl und meiner Meinung über ihn. Das haben wir dann zum Glück irgendwann schon mal aufgeklärt, daß er mir dann besser folgen könne und das wolle er ja schließlich und er zeigte sich wirklich bemüht mir zuzuhören und sich meiner Sorgen anzunehmen. Also führen wir wichtige Gespräche nun immer nebeneinander sitzend mit dem Laptop auf dem Schoß, während der TV läuft und ich gebe mir Mühe, das gesellschaftlich anerkannte Verhalten zumindest in meiner Beziehung rauszuhalten wenn es unsere Partnerschaft stört. Klingt komisch, hilft aber. Wenns dann mal ganz romantisch werden soll, hilft auch ein Lagerfeuer im Garten zum konzentrieren.
Nun muß ich nur noch lernen, daß ich zu Hause so komische Sachen mache, mir das aber nicht zu sehr angewöhnen sollte um nicht in der Außenwelt anzuecken mit meinem Verhalten.