ich weiß nicht so recht

Ich bin zur Zeit ziemlich lädiert. Ich, die alte schreiben geht immer noch wenn nichts mehr geht-Tante kann nicht mehr schreiben. Ich will irgendwie nicht mehr schreiben, zumindest will ich es SO nicht mehr. Mein Weg den ich hier schreibenderweise angefangen habe hat sich so sehr verändert daß ich nicht mehr so recht weiß was ich hier noch soll. Es sollte alles so ganz anders werden als es geworden ist. Ich habe so viele Themen, ich schreibe jeden Tag unzähligen Kram aber keines dieser Dinge gehört hierher. Keines paßt und keines mag ich so recht auf dieser Plattform hergeben. Vieles schreibe ich derzeit in meinen Kopf, weil es zuviel ist um all das erst umständlich zu tippen und in allgemeingültige Worte zu fassen. Ich hätte nie gedacht daß es so schwer für mich ist, wenn ein kleines Stückchen Anonymität fällt, wenn ein paar Menschen wissen wer ich bin. Total dämlich, denn ich wünsche mir eigentlich nichts sehnlicher als endlich ich zu sein mit allem was dazugehört, mit allen Themen, Gedanken, Ecken und Kanten und dennoch hab ich wahnsinnige Angst es zuzulassen es zu zeigen, irgendwas zu zeigen außer den Sachen die ich zeigen kann. Ich könnte jetzt also einfach wie immer weglaufen, nochmal neu starten, neuer Blog neues Glück und wieder in den ewigen Kreislauf einsteigen den ich schon viel zu gut kenne. Ich könnte natürlich aber auch wider aller Angst hier weitermachen und all die anderen Dinge frech dazupacken. Hab ich das ein oder andere hier schließlich schon sehr liebgewonnen und mag nicht so wirklich weiterziehen.

Irgendwie erscheint mir beides falsch.

Ich muss noch ein bißchen darüber nachdenken

 

Kita des Grauens

Unsere Kita hat wohl den Arsch offen. Die sind sowas von leistungsorientiert ohne aber selber auch nur die einfachsten Sachen zu leisten die ich wiederum für selbstverständlich erachte. Also mal ganz vorne zB. ein empathischer Umgang mit den Kindern. Unsere Tochter geht seit 4 Jahren in diese Kita. Wir hatten in der Zeit weder ein Elterngespräch, noch kann uns die Erzieherin überhaupt sagen wer eigentlich die Freunde unserer Tochter sind oder mit was sie gerne spielt. Auch verlassen die Kinder das Grundstück nie um zb. mal spazieren zu gehen oder so. Aber wichtig ist daß sie jeden Tag Hausaufgaben üben, Kontrollbögen ausfüllen was sie schon können und sportlich getrimmt werden auf Urkundenerreichung. Sowas ist nämlich wichtig!

Die Kleinen haben hier mindestens 3x in der Woche Sport. Also so richtig Sport mit vorgegebene Tänze tanzen, Geräteturnen, Mannschaftssportarten und so.

Natürlich immer mit 100 Kindern gleichzeitig in der Turnhalle die alle brüllen, wuseln und schreien, immer zu doofen Zeiten zB. nach dem Mittag oder statt Mittagsschlaf. Oft fallen dafür Mahlzeiten aus und alle Routinen werden ständig über den Haufen geworfen. Meine Kleine ist jedesmal total durch wenn Sport war und das sind die Tage die sie am meisten haßt. Ich verstehe gar nicht, wie andere Kinder dann noch 5 Kurse extra am Nachmittag wuppen. Jeden Tag werde ich aufs ärgste belatschert ob ich sie nicht vor dem Sport abholen könne weil das so fürchterlich seie. Schon Abends hat mein Kind vor dem kommenden Tag, weil wieder Sport ist. Manchmal machen die auch einfach 2x Sport an einem Tag hintereinander. Das ist nämlich total wichtig, weil Kinder sich ja bewegen müssen! Tja, wenn sie sonst keine Bewegung bekommen in der Kita, kein Wunder.

Nun bekam ich einen Zettel einer hochengagierten Erzieherin mit, es wird noch ein weitere Sporteinheit geben mit einem von ihr ins Leben gerufenen leistungsorientierten Trainingslager zum späteren Erwerb des Sportabzeichens zusätzlich. Wir sollen doch bitte alle Kinder in einen Schwimmkurs stecken weil die noch bis Ende April (!) spontan einen Schwimmnachweis für 100m schwimmen für das Abzeichen benötigen. Wer das nicht hat, bekommt generell schon mal keines, muß aber dennoch mittrainieren und die Prüfungen ablegen. Die sind ja lustig, powern mein Kind täglich so aus daß Abends nichts mehr geht außer schreien und kreischen, Schwimmkurse sind hier für 2 Jahre ausgebucht und selbst wenn nicht würde ich ihr das nie antun. Außerdem kann mein Kind kann auch ohne Kurs und Nachweise und Abzeichen schwimmen.

Hat eigentlich irgendjemand mal die Kinder oder Eltern gefragt ob wir das wollen?

Das ist eine Kita und kein Trainingslager!

Ich sag euch, ich bin sooooo froh daß das bald vorbei ist.

Triggerthema Essenkontrolle

Ich lese immer wieder in diversen AntiABA Artikeln wie Kinder mittels Essenkontrolle gefügig gemacht werden sollen unter dem Deckmantel der Sorge. Das triggert ganz schön, sowohl als Mutter, als Autistin und als Opfer.

Ich kenne die Probleme die man mit Kindern hat, die nicht alles essen wollen und am allerwenigsten das was ich als besorgter Erziehungsberechtigter für angemessen halte. Auch wir haben die Regel daß alles was man noch nie probiert hat einmal in Mikromengen probiert werden soll, allerdings darf man es auch ausspucken wenns doof ist. Vieles schmeckt dann plötzlich doch. Diese Regel gilt übrigens für alle in der Familie und nicht nur für Kinder. Auch ich muss regelmäßig für mich total widerliche Sachen probieren zur Belustigung meines Kindes. Damit kommen wir gut klar. Dennoch ißt mein Kind weiterhin das was es meint zu essen und das ist idealerweise jeden Tag das selbe möglichst „geschmacksfreie“ Essen weil fast jedes Lebensmittel als zu scharf wahrgenommen wird. Und ob ihr es glaubt oder nicht, wer jetzt denken würde das Kind esse also den ganzen Tag Schokolade, Pudding, Nudeln oder Pfannkuchen irrt. Denn sowas gibt es in unserem Hause nicht mal und müßte sogar extra gekauft werden. Nicht weil wir so streng sind, sondern weil es wirklich keiner mag. Unser Kind ist in eine Familie hineingeboren in der jeden Tag Gemüse aller Art und andere gesunde Sachen für alle zum freien rummatschen und ausprobieren auf dem Tisch standen und Essen und naschen getrennt wurden und es hat sich in der Entwicklung jeder sein Spezialessen daraus gesucht. Also hätte es ja niemals etwas ungesundes werden können zum essen, oder?  Heute wählt das Kind rohes Gemüse ohne alles wenn ich Gemüse und Schoki auf den Tisch stelle. Nicht aus Angst, daß ich mecker, sondern weil es Gemüse einfach lieber mag.

Vielleicht haben wir auch nur Glück gehabt, vielleicht haben wir es schlau angestellt. Egal!  Vor allem aber läuft es hier essenstechnisch immer mit viel Spaß und absolut gewaltfrei.

Anders in meiner Entwicklung. Ich erinnere mich nicht mehr an vieles weil ich wirklich sehr sehr viel verdrängen mußte, aber ich erinnere mich deutlich an Essenskontrolle, an selbstgebaute Maulsperren aus Kochlöffeln und Menschen die mich als kleines Kind gewaltsam festhielten und Röhren mit Trichtern oben dran in denen mir Essen vor lauter angeblicher elterlicher Sorge mit Gewalt einverleibt wurde. Wenn ich mich richtig erinnere wurde das sogar noch mit 13 Jahren mit mir gemacht.

Heute kommt es mir vor wie ein übler Traum, weil ich gar nicht verstehen kann und will daß Eltern soetwas tun können. Das kann doch nicht real sein. Ich bin doch auch Elter und ich kapier das einfach nicht. Aber es ist passiert. Und jetzt kommts, es passierte nicht weil ernsthafte Mangelerscheinungen drohten, sondern weil ich fast nur Obst und Gemüse aß und man sorgenvoll meinte da müssen auch noch Fleisch, Nudeln und Nachspeisen ins Kind weil das ja sonst nicht gesund wäre.

Man gebe dummen Menschen Macht und Werkzeuge…

 

Ich möchte nicht, daß soetwas in irgendeiner Weise jemals einem anderen Kind angetan wird. Auch nicht in abgeschwächter Form und schon gar nicht unter dem Deckmantel von Therapie und Sorge!

 

 

Weiterärger

Der Tag ist noch nicht zuende.
Ich habe nun ewig gebraucht um mich aufzuraffen Fitnesstudios in der Gegend herauszufinden, habe mich nicht mehr als nötig darüber aufgeregt daß ich Augenschmerzen von deren Webseiten bekomme, kaum einer von denen Preise und konkretere Beschreibungen ihrer Leistungen bzw. Geräte online für mich zum vergleichen hat…manch einer hat nichtmal Duschen!
Ich habe dennoch alle für mich gut erreichbaren brav per Email angefragt nach den Preisen.
Nun kommen die einen mit tatsächlich mit Horrorpreisen jenseits der 80€ für nix an Leistung bei 100 Jahren Festverträgen und das dollste sind nun auch noch diverse die mit wir nennen Ihnen unsere Preise nicht, rufen sie doch mal an dann können wir verhandeln.

Oh man, da will man sich eiiiiiin mal überwinden und schon ist mir die Lust vergangen überhaupt noch weiter zu machen, geschweige denn will ich die auch noch näher kennenlernen.

Tja, Sport frei!

Ich bin diesmal nicht dabei!

 

 

Beispieltext:

Sehr geehrte(r) Interessent(in),
wir haben Ihre Email bezüglich Ihres Interesses für unser Angebot erhalten.

Da sich unsere Beiträge auf Grund von Laufzeiten/Angebot der Nutzungsvielfalt/Partner-, Schüler- und Studentenrabatten etc. unterscheiden, würden wir Sie gerne telefonisch kennenlernen und Sie zu einem unverbindlichen, kostenlosen und persönlichen Beratungsgespräch in unserem Hause einladen. So können Sie sich auch gleich unser Studio ansehen und die Atmosphäre hier erfahren.

Bitte setzen Sie sich doch mit uns zwecks Terminvereinbarung in Verbindung unter der Telefonnummer XXXXX

Mit sportlichen Grüßen

Aufreger des Tages

Ich hasse Menschen die sich nicht um Regelverstöße scheren. Dabei bin ich gar nicht so ein Regelverstoßahndungsfreak wie manch andere Autisten, aber manchmal könnte ich Wände hochgehen.

Wir schreiben den 7.4.2016, ich möchte gerne meine Arbeitleistung meiner vollen abgearbeiteten Rezepte die über den 1.4.16 gehen vergütet sehen und mache also meine Abrechnung mit den Kassen. Es gibt zur Abrechnung meiner Krankenkassenrezepte feste Preislisten, die eine bestimmte Gültigkeitsdauer haben (wußtet ihr daß fast jede Kasse andere Preise für uns Therapeuten hat? Da gibts gute und schlechte auch bei den gesetzlichen Kassen)
Die Preisliste um die es geht ist nur gültig bis zum 31.03.2016 mit dem Zusatz daß ab 1.4. eine neue Preisliste gelten würde. Für jede Behandlung ab dem 1.4.2016 gelten diese alten Preise also nicht mehr, sondern die vermeintlich neuen etwas höheren Preise die noch festgelegt werden sollen. Also wenn es denn überhaupt neue Preise gäbe. Es gibt nämlich gar keine neuen Preise und schon gar keine Veröffentlichung dieser. Die Krankenkasse weiß davon nichts und auch sonst niemand.
Da steh ich nun ich armer Tor mit meinen Rezepten auf denen einige Behandlungen offiziell gar keiner Vergütungsliste entsprechen, weil ja nicht mehr gültig.
Ich habe also gestern erfolglos wild rumtelefoniert und eine Mail an meinen Verband geschickt, was das soll und ob sie was wüßten oder sich zumindest kümmern könnten. Denn genau dafür sind die eigentlich da.
Antwort: das wäre alles gar nicht so schlimm, die Preislisten würden schon irgendwann kommen. Ich solle doch meine Abrechnung einfach verschieben.
Die Praxis mit der ich zusammenarbeite findet das auch nicht weiter schlimm.
Aaaaaaaargh!!!
Nicht daß ich für meine Behandlungen monatelang nicht vergütet werde, obwohl ich meine Leistung schon lange in vollem Umfang erbracht habe, nun soll ich also noch weiter warten weil „das nicht so schlimm seie“ und andere trödeln?
Jeder Patient der keinen Tag rechtzeitig seine Zuzahlung zahlt bekommt Mahngebüren, aber bei den Kassen ist das ja was anderes. Da kann man ja warten, alles nicht so schlimm.
Für mich ist es sehr schlimm auf mein sauer verdientes Geld zu verzichten und ich finde es besonders schlimm daß es niemand schlimm zu finden scheint außer mir.

Das sind Verträge nicht von irgendeiner Privatperson, sondern von den gesetzlichen Krankenkassen und wenn neue Preise ab 1.4. im alten Vertrag vereinbart wurden, bestehe ich darauf auch allerspätestens am 1.4. davon zu erfahren, eher noch vorher.
Das geht nicht daß man da einfach nur ein bißchen noch warten solle auf irgendwann wird das schon.

Einen Besen fress!

Aber vielleicht stell ich mich ja auch nur besonders schlimm an

Sie braucht doch Sozialkontakte

Dieses Jahr wird unsere Tochter eingeschult. Ich möchte jetzt nicht von dem Drama berichten daß wir 2 vollzeitarbeitenden Eltern wirklich keinen Hortplatz bekommen und niemand das Kind von der Schule abholen könnte. Daß wir niemanden finden der das tun würde. Ich will nicht davon berichten wie wir nun gezwungen werden und tagein tagaus mit wildfremden Menschen deshalb auseinandersetzen zu müssen um mit Gemeinden, Bürgermeistern, Ämtern, Schulen zu streiten, und mit anderen Eltern zu treffen und ständig Dinge zu organisieren. Ich will nicht davon berichten daß es der worst case für unser autistisches Kind ist, bis heute nicht zu wissen auf welche Schule es wohl gehen wird. Daß sie panische Angst vor der Schule hat und nur geht weil sie ihre seit 3 Jahren vermisste Ankerfreundin und Cousine deren Eltern uns den Kontakt seltsamerweise irgendwie verweigern eben im Hort wiedersehen könnte in dem sie nun keinen Hortplatz bekomme.
Ich möchte auch nicht von meinen Sorgen berichten wie es meinem Kind in dem ziellosen Gewusel gehen würde WENN wir dann doch mal einen Hortplatz bekämen. (Ich kenne den Hort, der ist ganz fürchterlich autistenunfreundlich)

Ich will nur kurz von einem Telefonat mit einer alten Freundin berichten.
Ich habe ihr am Telefon mein Elend mit dem nicht vorhandenen Hortplatz geklagt (ja, ich telefoniere tatsächlich auch manchmal!)
Ich habe ihr erzählt daß ich gaaaaaaanz vielleicht jemanden gefunden habe der das Kind privat abholen und betreuen würde und ich diese Person morgen treffen werde und wie überaus glücklich ich mit diesem kleinen Lichtblick bin.
Daraufhin mußte ich mir ewig lange Vorträge anhören. Das größte Problem meiner Freundin war, daß unser Kind ja so dringend den Hort bräuchte um möglichst viel Kinderkontakt zu haben und daß das ja gar nicht gehen würde nur mit 1-2 Kindern nach der Schule zusammen zu sein. Ich müsse sie dann ja wenigstens in ganz vielen Kursen anmelden, eben wegen der Sozialkontakte…

Tja, da waren sie wieder diese Unterschiede

Wie ich mein Kind kenne ist die nach der Schule eh nicht mehr sozialtauglich und wäre idealerweise irgendwann ein Schlüsselkind das alleine zu Hause bleibt und etwas Ruhe haben kann. Leider geht das halt mit 6 Jahren wirklich noch nicht.

Frau Anders übt das Leben leben

Das echte Leben fordert mich zur Zeit sehr und irgendwie ist das auch gut so. Ich versuche mich derzeit in einem etwas autistischerem und somit artgerechterem Lebensstil und ich bin seit dem schon erstaunlich lange frei von größeren Vorfällen und Shutdowns. Klar ist es nicht immer möglich autistisch gerecht zu leben. Vor allem nicht wenn man eine Firma, eine Familie, ein Haus, Tiere und einen Ehemann hat die einen alle auf ihre Art und Weise fordern. Ich will nicht auf den Luxus meines jetzigen Lebens verzichten und so ist ein gewisser Grad an Normalitätsschauspiel wohl weiter nötig. Da ich aber nie etwas anderes als das erzwungene Normalsein kannte, ist das schon okay für mich ein kleines bißchen im Außen normal zu spielen, wenn es mir irgendwie nutzt. Zu irgendwas muß das ja gut sein 35 Jahre lang mit Gewalt auf normal gedrillt worden zu sein. Ich weiß was von mir erwartet wird, ich weiß wie das geht dieses NT Ding, ich kann Dinge tun die ich eigentlich gar nicht kann, smalltalken, sozial passend sein, ich weiß wie ich ohne größere Probleme durchkomme…so what. Wenn ich dadurch einen Gewinn habe und meine Familie ernähren kann, mir mein autistisch angepaßtes Privatleben im kleinen Kreise leisten kann, warum denn nicht? Wäre ja schön blöd wenn ich dieses Potential nicht nutzen würde. Aber es gibt einen ganz wichtigen Unterschied zu früher:
Heute weiß ich ziemlich genau was es mich kostet!
Normalität und seie sie auch nur geschauspielert kostet mich unwahrscheinlich viel. Also total unbedeutsame Dinge die jeder einfach mal so macht wie zB. ein Gang über den Flur im Job, auf dem ich 3 Kollegen guten Morgen sagen muß, ein Telefonat um einen Termin auszumachen etc. kosten mich schon so extrem viel Energie und viel Lebenskraft daß man es kaum glauben mag. Sehr oft fehlt sie dann an anderer Stelle, an der ich dann kläglich versage und zusammenbreche. Früher hab ich das einfach unwissend in der Gegend verpulvert und habe mich gewundert warum ich im Alltag nicht klarkomme und warum es mir so verdammt schlecht geht. Heute überlege ich wirklich viel gewissenhafter ob ich es mir jetzt grade überhaupt leisten möchte oder nicht. Ich wäge sehr genau ab, wo ich normal sein muß und wo nicht. Wo Spleens und Seltsamkeiten durchaus okay sind und wo ich lieber normal wirken sollte um nicht anzuecken oder den Verlust mir wichtiger Dinge zu riskieren. Ich haushalte heute deutlich besser mit meinen Energien. Ich achte mehr darauf, wo ich meine Energien reinstecke, ich dosiere und plane Energiefresser sorgsamer. Ich halte gezielt Abstand von unnötigen sozialen Situationen in denen ich normal spielen müßte, von energieräubernden Menschen, ich mache nur eine größere Aktion am Tag und all so Kram. Ebenso verstärke ich alles was mir auch nur ein Fitzelchen mehr an Energie schenkt. Ich baue mir mehr Pausen ein, ich erlaube mir mehr im Internet zu surfen, öfter mal an Wände zu starren, mich Spezialinteressen hinzugeben, komisch zu sein, ich kommuniziere mehr schriftlich wo es nur geht, socialise wenn dann bevorzugt mit energiespendenen Menschen sorge ganz gezielt für ein mehr an Licht, Luft, Nahrung und Bewegung. Ich gestatte mir mit noch mehr Listen als bisher zu leben und Dinge wie essen/trinken/Licht/Luft/Bewegung durchaus mit Abhaklisten stupide über den Tag abzuarbeiten. Das wirkt erstmal etwas seltsam, aber winzige Energiefitzelchen sammeln macht Spaß. Es geht mir ganz gut damit. Ich schaffe es derzeit sogar eine kleinere Haushaltsliste zu erfüllen. Sowas hab ich noch nie vorher geschafft und ich bin ein kleines bißchen stolz darauf.
So schaffe ich es, immer soviel Energie parat zu habe in Overloads umdrehen zu können oder besser um mich sorgen zu können bevor es dramatisch schlimmer wird.
Tja und all diese Gratwanderungen erlauben es mir nun auch das erste Mal in meinem Leben ohne Reue und Angst vor Verlust von Job und Familie auch einfach mal autistisch zu sein. Nicht den ganzen Tag, aber für jemanden der es nie sein durfte sind schon ein paar Stunden ganz wundervoll und es gefällt mir sehr es endlich rauslassen zu können, zu dürfen!

Ich will nicht allzu dick auftragen. Es ist jetzt nicht einfach alles gut. All das reicht noch nicht, daß es mir wirklich rundum toll geht. Ich bin immer noch oft sehr verzweifelt, überfordert, ausgebrannt und tief traurig. Ich hasse meinen Körper, meine Einsamkeit, meine fehlenden Worte, ich fühle mich häßlich, doof und allseits störend und ungeliebt.
Baustellen gäbe es da sicher noch genügend. Aber ich komm wenigstens wieder mit mir und dem Leben klar und das ist schon sehr viel mehr als vorher. Ich glaube fest daran daß sich auch da noch was machen läßt, wenn ich nur geschickter und besser werde in dem was ich jetzt ja grade erst angefangen habe zu ändern.

Wir werden sehen…

An meine liebe Oma!

Heute ist ein komisches Datum, denn heute ist irgendwie mein Lieblingstag im Jahr denn heute wäre meine geliebte Oma 95 Jahre alt geworden, heute ist Frühlingsanfang, Tages- und Nachtgleiche und ich mag die Zahlenkombination 21.3.21.

Meine Oma war generell ziemlich cool was Daten anging. Nicht nur daß sie am 21.3.21 geboren ist, sie ist auch an dem Tag gestorben von dem sie wirklich täglich sang:“Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang, wir leben nicht mehr lang…“. Das klingt mir heute noch ganz oft im Ohr und irgendwie muß ich dann immer ein kleines bißchen lächeln daß du genau das Datum getroffen hast. Ich liebe meine Oma sehr, denn sie war der einzige Mensch in meiner Kindheit der gut und ehrlich und einfach nur lieb zu mir und allen anderen war. Eine richtige Oma wie sie im Buche steht. Ich habe nie wieder so einen abgrundtief guten Menschen kennenlernen dürfen, der wirklich alles für andere getan hätte. Sie hat sehr viel für mich getan und ich bin ihr sehr dankbar daß es sie in meinem Leben gab. Sie weiß wahrscheinlich gar nicht, wie wichtig sie mir war. Ich nenne sie insgeheim meine Mama des Herzens. Sie hat mich über die Zeit gerettet, obwohl wirklich alle versucht haben uns durch Intrigen und Lügen zu entzweien. Sie war nicht nur eine typische oberliebe Oma mit grauen Locken die kocht, strickt, Blumenkränze flicht und für alle in der Familie da ist. Sie war auch bei aller Omahaftigkeit abgrundtief cool. Sie hat mir zB. immer heimlich Strapse und so geschenkt und mir Tips gegeben wie sie früher Männer aufgerissen hat. Ich erinnere mich da so an Geschichten mit abgeschnittenen BH Spitzen, damit es aussähe als hätte man keinen an und so. Sie hat auch nie an meinen (zugegeben damals sehr elternunkompatiblen und optisch immer sehr seltsamen) Freunden rumgemeckert. Im Gegenteil, sie fand den „Indianer“ (übelst siffiger Punker mit Iro) und den „Dicken“ (12 Jahre älterer 150kg Mann) immer großartig. Sie war auch immer ganz süß tüddelig, sie hat immer irgendetwas gesucht was dann ja doch an seinem Platz lag. Ich sehe sie immer noch täglich neben mir im Auto  panisch in ihrer riesigen Handtasche wühlen, weil der Schlüssel wohl weg seie. Jeden Tag war er natürlich immer da. Manchmal gabs auch einfach mal Salz in der „Schlaggermaschü“ statt Zucker. Heute führe ich diese Tradition weiter und auch da huscht mir immer trotz aller Verzweiflung ein leichtes Grinsen übers Gesicht, wenn ich mal wieder meinen ganz bestimmt verlorenen Schlüssel in meinem schwarzen Loch namens Handtasche suche oder andere Sachen vertüddel. Sie konnte außerdem nichts essen ohne sich von oben bis unten vollzukleckern. Auch im hohen Alter noch gelang es ihr nur selten ohne kleckern und irgendwie war das total niedlich. Ich sehe immer noch diese Frau ihre Brüste und ihren gesamten Oberkörper mit Servietten vollstapeln. Heute bin ich diejenige die die Tradition des „Ganzkörperessens“ weiterführt. Und dann erwische ich mich ständig dabei, Sätze und Lebensweisheiten von ihr zu benutzen. Mein Lieblingssatz von ihr in Bezug auf meine Mutter war: „Merke dir mein Kind, die korrektesten Menschen sind nicht immer die besten“. Ich könnte noch stundenlang so weiterschreiben. Ich werde einfach meinem Kind ganz viel von dir erzählen. Nur schade daß du mein Kind nie kennengelernt hast, obwohl dein letzter Lebenswunsch war zu sehen was aus mir wird und ob ich mal Kinder bekäme. Tja, das hab ich und die Kleine hätte dir sehr gefallen.

Liebe Oma, du bist nicht tot. Du lebst für immer weiter, und zwar in mir und meiner Art und ganz tief in meinem Herzen und in meinen Kindern und Kindeskindern. Ich verstehe nicht was mit deinen Kindern passiert ist daß sie „so“ und so schrecklich anders geworden sind. Du hast es als Einzige gesehen, was passierte, du hast es zwar nie verstanden aber du hast mich jeden einzelnen Tag vor deinen eigenen Kindern beschützt. Danke!

Danke daß es dich in meinem Leben gegeben hat und danke liebes Schicksal daß ich ausgerechnet dir ähnlich sein darf. Ich kann mir keinen besseren Menschen vorstellen, dem ich ähnlicher sein möchte.

Ich will auch heute nicht traurig sein, sondern den aufkeimenden Frühling genießen und einfach in deinem Sinne weitermachen.

Das hier ist für dich!