Frau Anders kann auch mal was entscheiden

Jawollja, und ich habe es getan. Ich hab es nun richtig klar für mich und es fühlt sich richtig rundherum toll an. Ich tue mich ja immer sehr schwer damit, Dinge zu entscheiden wenn beide Optionen irgendwie attraktiv oder gleich doof sind. Das hat jetzt sehr sehr viel Denkzeit und eine Riesenportion Kraft gekostet. Ich habe mich lange Zeit sehr schwer damit getan, mich richtig zu entscheiden, aber ich freue mich über eine Entscheidung die nun klar und fest steht:

Ich werde mein Kind nicht nach Außen hin outen und mich selber auch nicht mehr, solange es nicht irgendwie relevant wäre oder jemand fragt.

Wir gehen lieber weiter als seltsame Freaks durchs Leben ohne Label um den Hals. Das ist nämlich gar nicht so doof wie immer alle sagen und wir praktizieren das schon viele, viele Jahre sehr erfolgreich. Es reicht ja, selber zu wissen wie man innen so tickt und worauf man besonders acht geben sollte. Man muß es nicht in die Welt hinaus brüllen wo jeder eine andere Idee zu dem Wort X ähm Autismus hat und mir dann vielleicht gar nicht mehr gerecht wird. Das geht auch ehrlich gesagt niemanden was an. Da erzähl ich bei Bedarf lieber von meinen Spezialmacken und lehre mein Kind die Welt da draußen trotz aller Hindernisse zu bewältigen. Ich traue zudem meinem Kind sehrwohl zu, daß es sein Leben auch ohne das große A auf der Stirn packen wird.

Ich sehe schon, wie einige nun aufspringen wie die Rumpelstilzchen und mit ja abers kommen, mit Anprangerungen, schlechten Müttern, fehlenden Hilfen, Chanvenverbauern, schlechten eigenen Erfahrungen, mit Inklusionshemmerthemen und was weiß ich nicht allem. Mir egal. Geht mir alle weg damit! Niemand kennt uns und unsere Familie, niemand weiß was wir zu leisten in der Lage sind. Das ist nämlich so unendlich viel mehr als jeder es auch nur aus meinen Zeilen ahnen kann.

Nehmt es einfach hin daß es uns allen mit dieser Entscheidung verdammt gut geht. Und das ist doch eigentlich das Wichtigste im Leben, oder?

3 Kommentare zu “Frau Anders kann auch mal was entscheiden

  1. irreshuhn sagt:

    Ich find es gut, denn es ist eine Entscheidung.
    Wir haben uns anders entschieden- binden es nicht jedem auf die Nase, verstecken es aber nicht. Für die Schule hat es uns schon den einen oder anderen kleinen Vorteil gebracht. Nicht viel, aber es hilft uns, den Lehrern klar zu machen WARUM etwas so oder so nicht gut geklappt hat, und was besser gemacht werden kann. Wenn die Lehrer mitmachen, heißt das…
    Dass ihr Euch anders entschieden habt ist für Euch gut- prima ❤
    Das Kind bekommt ja schließlich trotzdem Hilfen, die es kriegen kann, weil ihr ja bescheid wisst und aufpasst. Wie ich das hier so sehe macht ihr das wirklich gut
    Und Freak heißt ja nicht, dass man zu den schlechten Eltern gehört, sondern nur zu den spannenderen Eltern 😉

    Liebe Grüße
    Das Huhn!

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    • Frau Anders sagt:

      Ja, wir haben auch lange über den genau anderen Weg nachgedacht und lange hin und hergegrübelt. Ich denke, bei uns paßt das jetzt so irgendwie besser. Bis heute hat noch niemand überhaupt irgendwas ansatzweise seltsames gemerkt, Hilfen scheinen nur kleinere selbstmachbare nötig zu sein und hier auf dem Dorf gibt es eh wenig Ahnung und gute Hilfen, aber böseste Vorurteile und Vorverurteilungen en masse. Wir geben dem keinen Namen, werden aber gewisse Besonderheiten ganz sicher labellos besprechen.

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  2. Jorin sagt:

    Finde ich gut, mache ich auch so.
    Wo hört die „Spezialmacke“ auf und fängt das „Label“ an? Irgendwelche Macken haben wir alle, es gibt einfach zuviele Menschen, die Dich mit dem Label in eine Schublade, in die Du gar nicht reinpasst, stecken (und dann lieber nichts mehr mit Dir zu tun haben wollen).

    Ich habe auch keine Lust, ständig irgendwem erklären zu müssen, was der Unterschied zu „normalem Autismus“ (viele kennen nur Rainman) ist, wie Du tickst und dass Du doch schließlich Gefühle hast, die „die“ ja gar nicht haben usw. Ich will auch nicht auf das Label reduziert werden, ich bin soviel mehr.
    Liebe Grüße
    Jorin

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