Outing

Eigentlich habe ich ja nichts zu outen, dennoch outet man sich ja heutzutage als Autist oder so. Das ist modern, das ist schick und das macht MAN halt so.

Da ich mich gerne in Zukunft noch offener mit meinem schrägen Leben nach außen geben möchte, komme auch ich nicht umher dieses böse „A“ Wort AUTISMUS auch mal in den Mund zu nehmen. Schließlich ist es nicht nur liebgewordener Augenöffner geworden sonder nun eine Art treuer Wegbegleiter. Leider ist das nicht so einfach, denn immer noch haben Menschen keine Ahnung was dieses A ist und kennen maximal die klassischen Dinge wie Blickkontakt, keine Gefühle und so einen Schmarrn. Es muß was ganz schlimmes sein, dieses Autismus. Dieses ganz schlimme Ding darf ich als Tochter nicht haben, als Mutter schon gar nicht und auch Freunde die mein sehr tiefgründiges und emotionales Wesen schätzen sehen immer nur eine neue Flause in meinem Kopf. Ich möchte so gerne erklären was das ist und was das für mich bedeutet, aber das interessiert einfach keinen. Das ist aber auch okay. Denn wer ist schon bereit sich in die tiefsten Tiefen eines anderen Menschen einzuarbeiten, zuzuhören, sein eigenes Wissen über Board zu werfen um mit ihm „mitzuschwingen“? Ich nicht! Mir passiert es ganz oft, wegen meines Autismus mit seiner auch emotionalen Reizoffenheit und den offenen Antennen daß ich das tue. Aber das kann ich doch nicht von anderen verlangen?! Schon gar nicht wenn ich es selber nicht leisten wollte. Das ist ganz schön blöd.

Damit andere es besser annehmen könnten bei mir, interessiert nachfragen und all das tun was ich mir so sehr wünsche bräuchten sie mehr Wissen. Wissen was sie wohl in meinem Leben nie bekommen werden wenn sich in der Öffentlichkeit nicht bald was ändert. Dieses Wissen kann ich ihnen nicht geben, weil sie nicht nachfragen. Aber nachfragen steht logisch ja auch in der Kette der Reaktion nach dem Wissen.

Also es braucht ganz kurz umrissen in einer vorgegebenen Reihenfolge folgendes:  1. fundiertes Grundlagenwissen 2. tieferes Interesse am Gegenüber 3. Nachfragen und eigenes Wissen abgleichen 4. annehmen

Ich kann nicht 3 und 4 erwarten wenn 1 und/oder 2 nicht stimmen. Lose Bekannte mit wenig Grundwissen über Autismus, da sollte ich in Zukunft einfach die Klappe halten, ebenso bei nahestehenden Personen gänzlich ohne Wissen.

Leider schließt es fast jeden Menschen aus, den ich kenne und das fühlt sich wirklich blöd an.

Selbst mein Seelenzwilling der exakt genauso wie ich gestrickt ist in allem failt bei dem Thema, obwohl er zumindest 2 und 3 schafft. Hier mal ein Auszug des besten und einfühlsamsten was ich bisher gehört habe. Alle anderen hauen mir das Thema direkt zweifelnd um die Ohren oder schweigen.

 

Hier also Auszüge von jemandem der 100% ig ebenso Aspie ist und davon nichts weiß und absoluter Seelenzwilling ist. Das ist wahrscheinlich noch das offenste und wertschätzendste was ich bekommen kann. 

 

Ich: out, out, out….schwafel…Stein vom Herz plumps…bin jetzt echt glücklich

Er: Puh, wirklich? Dann bist du aber echt eine ungewöhnliche Aspi daß du das auch noch gut findest…Bei jemand anderem den wir gemeinsam kennen kommt es ja in einiger Hinsicht hin (schräge Beispiele einfüg), aber wie passt denn das bei dir zusammen? Hätte bei dir eher auf HSP getippt das dem Asperger Syndrom ja in vielem sehr ähnlich ist, gibt schließlich große Überschneidungen dort…Du bist also wirklich ganz offiziell diagnostiziert worden?…sicher daß das alles richtig lief?…
Etwas später: So, nur kurz Info an dich: Hab mich nun auch mal selbst eingehender in Asperger eingelesen (n büsschen was wusste ich ja schon vorher).
– Aspis haben in der Kindheit für gewöhnlich keine Sprachstörungen, sondern im Gegenteil eine eher „reine“ Sprache.

Abgleich mit mir und ihm…kann ja nicht passen

– Es wird Blickkontakt vermieden. Bei dir ist ja das genaue Gegenteil der Fall …

– Konzentrationsprobleme: Auch da ist es da doch das genaue Gegenteil! Wenn ich zB. mich auf etwas konzentriere laufe ich Gefahr, alles andere (selbst Gefahren) umher nicht mehr wahrzunehmen…du bist doch genauso…du kannst dich sogar noch viel besser konzentrieren also ich

– Mangelndes Einfühlungsvermögen: Da ist es ja auch, behaupte ich mal so dreist, das genaue Gegenteil bei dir…

– Soziale Isolation, weil als Wohltat wahrgenommen: Ist bei mir ebenfalls exakt gegenteilig. Ich bin ein Menschentier und fühle mich unter Menschen wohler als alleine und du doch auch. Du kannst doch gar nicht einen Tag alleine sein…

Es gibt auch einiges wo es zumindest bei mir jetzt super passt (ungelenke Körpersprache meinerseits, häufig mangelnde Wahrnehmung von Ironie oder Sarkasmus, soziale Interaktionsprobleme, Unfähigkeit mit Gleichaltrigen klarzukommen), aber das reicht ja wohl nicht aus…Naja, auf der anderen Seite, wo hört man da auf…

XYZ meinte mal dass man sich auf HSP testen lassen könne, das muss ich mir auch noch mal genauer ansehen – ich fürchte, dann habe ich auch so nen Stempel, denn vieles was ich von seriösen Seiten her so kenne, trifft auf mich zu 100% zu. Darum weiß ich auch von der Nähe zu Asperger, weil da die Kriterien sehr ähnlich sind zum Teil…

Aber Asperger paßt doch einfach nicht. Weder bei mir noch bei dir. Da kann doch was nicht stimmen. Hast du schon mal einen Test auf HSP gemacht?…Das vermute ich bei dir viel eher…

 

Das tut soooooo weh sag ich euch! Dabei ist es schon das allernetteste was ich von realen Menschen die mir nahestehen bekam 😦
Der redet wenigstens mit mir und vielleicht kann ich irgendwann auch nochmal mehr erklären. Aber dieses zweifelnde was da mitschwingt…das ist es was mich traurig macht und mich eigentlich zurückdrängt mehr erklären zu wollen weil ich denke daß er es eh nie kapieren wird. Tja und das Wissen darum daß mal wieder niemand mir das geben kann was ich gerne hätte und ich einfach weiter alleine für mich sorgen muß.

Das liebe Leute nenne ich Einsamkeit.
Einsamkeit im Geiste

7 Kommentare zu “Outing

  1. Versuche dich doch zu vernetzen: Gruppen, Foren.
    Ich nehme an, es geht vielen ähnlich.

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  2. blutigerlaie sagt:

    Nix hinzuzufügen. Diese Kriterien funktionieren nur aus Sicht eines NTs der von außen kurz (!) hinguckt. Ich kenn außer meinen Kindern auch keinen leibhaftigen Menschen in meinem täglichen Leben mit dem ich mein Erleben teilen kann.
    Isso. Vielleicht sollte man es eher Schicksal nennen, oder Notwendigkeit. Klingt weniger schrecklich als Einsamkeit.
    Trotzdem Hugs von mir!

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  3. Jorin sagt:

    Mir hat der Stempel geholfen, mich selbst besser zu verstehen und zu wissen, was ich brauche, damit es mir gut geht. Ich bin nicht falsch, war es auch nie. Ich bin nur anders, und jetzt weiß ich, wieso. Andere müssen von dem Stempel nichts wissen, sie müssen mich nur so nehmen, wie ich bin. Oder sie lassen’s.
    Reicht mir aber auch vielleicht deshalb, weil mein Mann und unser Kind beide ebenfalls Aspies sind (was dann in der Generation davor so los ist, kann man sich bestens vorstellen, oder? 😀 – die wissen zwar nichts davon, halten das Anderssein aber auch für normal, weil sie ja selbst so sind), ich habe also Menschen, mit denen ich mich austauschen kann.
    Liebe Grüße
    Jorin

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  4. irreshuhn sagt:

    I feel you….

    Ich habe ja das Glück,dass meine Freunde mich so akzeptieren. Ich kann denen zwar nicht direkt sagen was los ist, kann ich einfach nicht so richtig inWorte fassen, von Angesicht zu Angesicht. Aber sie lesen meinen Blog, finden gut was ich schreibe, und hin und wieder kommen Fragen. Ansonsten darf ich ich selber sein 🙂 Aber Bekannte/nicht so enge Freunde wollen mir das echt immer wieder ausreden, könnte ja gar nicht sein dass das so ist. Möööp. Klar, mache ich um mich aufzuspielenn. Ich sage anderen deswegen normalerweise nix davon…

    Ich wünsche Dir schnell Freunde, die Dich im echten Leben so akzeptieren wie Du bist!

    Grüßlis
    Das Huhn

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  5. Anita sagt:

    Hi, mal anders herum gesehen.

    Du hast für Dich schon lange klar, wie Du tickst. Du hast quasi die Aufarbeitung vor der Diagnose „durchlaufen“.

    Dein Gegenüber muss dass erst mal klar kriegen.

    Das beste allerdings, Dein Gegenüber nimmt Dich an. Das ist viel wert!

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  6. Frau Anders sagt:

    Ja, ihr habt alle irgendwie Recht.

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